Folsäure bei Kinderwunsch

Es gibt ganz unterschiedliche Dinge, auf die man beim Versuch schnell schwanger zu werden, achten sollte. Eine gesunde Ernährung, wenig Stress und ein ruhiger Alltag können die Wahrscheinlichkeit auf eine Schwangerschaft und ein Baby erhöhen. Eine besonders wichtige Rolle spielt außerdem das Vitamin B9, auch bekannt als Folsäure. Einige Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass Folsäure die Fruchtbarkeit verbessern kann.

Grüne Lebensmittel, wie Avocado, Brokkoli, Salat, Zucchini.

Folsäure und Folat: Wo ist der Unterschied?

Bei Folsäure handelt es sich um ein wasserlösliches B-Vitamin, welches es so in der Natur nicht gibt. Deswegen wird diese synthetische Verbindung industriell hergestellt.


Besonders hervorzuheben ist, dass Folsäure nicht bioaktiv ist. Das heißt, dass dieses B-Vitamin nicht direkt vom Körper verwendet werden kann und deshalb zunächst in eine verwertbare Form umgewandelt werden muss. Bei der verwertbaren Form spricht man von Folat, der natürlichen Form der Folsäure.


Die Umwandlung erfolgt mithilfe des Enzyms 5,10 – MTHFR, welches jedoch aufgrund genetischer Unterschiede nicht bei jedem Menschen in ausreichender Menge oder Funktion vorliegt. In vielen Fällen kann deshalb der Körper nicht genügend Folsäure in das bioaktive Folat umwandeln, was wiederum einen Vitaminmangel zur Folge hat. Dieser Mangel ist ungünstig vor einer Schwangerschaft.

Warum ist Folsäure wichtig beim Kinderwunsch?

Schon seit 1991 rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) Frauen im gebärfähigen Alter, täglich 400 µg (millionstel Gramm) Folsäure einzunehmen. Allerdings ist diese Empfehlung nicht uneingeschränkt auf die übrige Bevölkerung übertragbar. Ein Großteil der Frauen nimmt nicht ausreichend Folsäure mit der Nahrung auf. So liegt die mittlere Folsäureaufnahme schwangerer Frauen in Deutschland mit ca. 270 µg deutlich unter der empfohlenen Menge.


Folsäure ist besonders in den ersten Schwangerschaftswochen der werdenden Mutter wichtig, da es zur Entwicklung des embryonalen Neuralrohrs, der ersten Entwicklungsstufe des zentralen Nervensystems, beiträgt. Später bilden sich daraus das Gehirn und das Rückenmark des Babys. Durch eine tägliche Zufuhr von Folsäure kann das Risiko für einen „offenen Rücken“ und andere Neuralrohrdefekte um ein Drittel gesenkt werden. Da das Neuralrohr sich aber bereits bis zum 28. Tag der Schwangerschaft schließt, ist es wichtig, bereits vor der Konzeption ausreichend Folsäure aufzunehmen, mindestens 4 Wochen vorher, optimalerweise bereits ab 3 Monaten vorher.


Die Folgen eines Neuralrohrdefektes können neurologische Schäden, wie Spina Bifida (offener Rücken) oder andere Missbildungen beim Kind sein. Mögliche Entwicklungsstörungen beim Baby werden bereits vorher durch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B9 minimiert. Folsäure kann auch die Zellbildung und -teilung unterstützen. Zudem kann mit Folsäure auch das Risiko von Lippen-Kiefer-Gaumenspalten beim Kind gesenkt werden.

Wieviel Folsäure braucht eine Frau, die schwanger werden möchte?

Jeder Mensch benötigt Vitamine und auch Folsäure. Jedoch ist die richtige Dosierung bei Frauen mit Kinderwunsch sehr viel höher. Normalerweise benötigt ein Jugendlicher oder Erwachsener etwa 300 µg Folat am Tag. Bei Schwangeren verdoppelt sich dieser Bedarf auf eine empfohlene tägliche Einnahme von 550 µg. Diese Dosis ist nur schwer mit der normalen Ernährung zu decken. Deswegen gibt es verschiedene Möglichkeiten, den benötigten Folat-Haushalt anderweitig schnell und nachhaltig aufzufüllen.

Welche Lebensmittel sind besonders folathaltig?

Der Begriff Folat wird aus dem Lateinischen „folium“ abgeleitet und bedeutet „Blatt“. Wie der Name schon sagt, sind also grüne Pflanzenblätter, etwa Spinat und Salate, reich an Folsäure.


Aber auch andere Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Sprossen, Weizenkeime, Vollkornprodukte sowie Kartoffeln, Eier und Leber enthalten viel Folat und decken bei richtiger Kombination in der Ernährung den täglichen Bedarf.


Bei den Früchten sollten Frauen mit Kinderwunsch besonders zu Honigmelonen, Erdbeeren, Trauben und Orangen greifen. Weiterhin ist zu empfehlen Rosenkohl, grünes Blattgemüse, Spargel und Brokkoli in die tägliche Ernährung einzubeziehen.

Welche Folsäure soll ich einnehmen, um schwanger zu werden?

Zum einen gibt es reine Folsäurepräparate, die Frauen mit Kinderwunsch zu sich nehmen können. Da das Folat jedoch ohne ausreichend Vitamin B12 im Körper nicht wirken kann, werden oftmals Kombipräparate bestehend aus den beiden Vitaminen empfohlen. Somit kann das Vitamin B12 das Folat aktivieren und die Wirkung auslösen.


Ein häufig genutztes und eines der günstigsten Präparate (in Form von Minitabletten) ist das Folio® bzw. Folio forte®, das neben Folsäure noch Vitamin B12, Vitamin D3 und Jod enthält (auch in einer jodfreien Variante erhältlich). In Folio® sind 400 µg Folsäre, in Folio forte® 800 µg Folsäure enthalten. Die deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt die Einnahme von 400 µg Folsäure. 800 µg Folsäure heben den Folsäurespiegel im Körper schneller an.


Das am häufigsten verkaufte Präparat ist Femibion®. Mittlerweile bei Kinderwunsch als Femibion® BabyPlanung erhältlich. Hier sind neben Folsäure auch Metafolin, Jod, Vitamin B2, B6 und B12, Vitamin D3 und Vitamin E enthalten. Das in Femibion® enthaltene Metafolin ist vor allem für Frauen relevant, die aufgrund einer genetischen Veränderung Folsäure nur eingeschränkt in die wichtige Transport- und Speicherform umwandeln können. Dies geschieht normalerweise mithilfe des Enzyms 5,10 - MTHFR. Eine (MTHFR-)Mutation mit einer um 75% reduzierten Enzymaktivität liegt bei ca. 10 % aller Frauen vor, wohingegen Mutationen mit einer um 30% reduzierten Enzymaktivität bei etwa 40% aller Frauen vorliegen.


Weiterhin werden Präparate angeboten, die aus Folat und Docosahexaensäure (DHA) bestehen. DHA sorgt dafür, den Haushalt der Omega-3-Fettsäuren aufzufüllen. Die Kombination wird empfohlen, weil DHA in der Schwangerschaft ebenfalls eine wichtige Rolle spielt. Es fördert die Entwicklung des Nervensystems und der Sinnesorgane ihres Kindes. Frauen, die einen Mangel an Omega-3-Fettsäuren haben, sollten also zu diesem Kombipräparat greifen.


Es gibt noch zahlreiche weitere Präparate, die man bei Folsäure-Mangel zu sich nehmen kann, wenn man versucht, schwanger zu werden. In jedem Fall sollten Frauen Rücksprache mit ihrem Arzt halten und Untersuchungen durchführen lassen, um etwaige Mängel aufzudecken. So werden bereits im Vorfeld gute Voraussetzungen für eine Schwangerschaft und ein Kind geschaffen und mögliche Risiken oder Fehlbildungen verringert.

Ab wann sollten Folsäure-Präparate genommen werden bei Kinderwunsch?

Folsäure benötigt etwas Zeit, um sich im Körper aufzubauen. Wird mit der Pille verhütet, leidet oftmals die Folsäure-Versorgung. Frauen sollten nach dem Absetzen der Verhütungsmittel darauf achten, genug von dem Vitamin zu sich zu nehmen. Idealerweise sollten Folsäure-Tabletten bereits 3 bis 4 Monate vor dem geplanten Beginn einer Schwangerschaft eingenommen werden.


Der Folsäurespeicher muss rechtzeitig vor der Schwangerschaft ausreichend gefüllt sein. Folio- oder Folsäure-Tabletten in hoher Dosierung und weitere sinnvolle Vitamine sind rezeptfrei in Apotheken oder auch in Online-Shops erhältlich. Wir empfehlen Ihnen, das Thema Folsäure im Zweifelsfall mit Ihrem Arzt zu besprechen.